Welches ERP-System ist für Ihr Unternehmen das richtige: Drei System-Typen im Vergleich
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Der Zweck steckt bereits in dem Namen: Enterprise Ressource Planning; zu Deutsch Planung der Unternehmensressourcen. Was als „Ressource“ und „planbar“ oder “planwürdig” bezeichnet wird, hängt von der Branche und manchmal vom Unternehmen selbst ab. Während bei einem Metallverarbeiter die Gießformen oder Schmiedemaschinen kritische Ressourcen sind, braucht ein Tiefkühlkost-Hersteller gute Planung für seine Tiefkühlanlagen.
Primär- und Sekundär-Objekte
In einem ERP-System haben wir es mit Objekten zu tun. Auch Ressourcen werden als Objekte dargestellt. Generell und für alle ERP-Systeme gleich, unterscheiden wir zwischen Primär- und Sekundär-Objekten.
- Primär-Objekte sind z.B. Materialien (Produkte, Kaufteile, Baugruppen), Kunden, Lieferanten, Maschinen, u. v. m.
- Ein Sekundär-Objekt entsteht aus der Verbindung von zwei Primär-Objekten; wie z.B. ein Kundenauftrag, der aus einem Kunden und einem oder mehreren Produkten auf der Zeitachse (Liefertermin) zusammengestellt ist.
Genau in der flexiblen Handhabung der Primär- und Sekundär-Objekten zeigt sich die Intelligenz eines ERP-Systems.
In dieser „Intelligenz“ unterscheiden sich die verschiedenen Systeme gewaltig voneinander und beeinflussen den Projekt- und Unternehmenserfolg entscheidend.
ERP-System als Datenbank für Stammdaten
Manche ERP-Systeme sind extrem „Stammdatenlastig“ und verlangen vom Benutzer sehr viele Angaben zu einem Objekt. Die Intelligenz solcher Systeme reduziert sich auf die Abfrage der vielen Angaben im Objekt und den Abgleich mit definierten Schemen.
In der Regel stammen diese ERP-Systeme aus Mitte der 1970-er Jahren. Entsprechend dem Technologiestand dieser Zeit konnten nur große Hersteller die Entwicklungskosten solcher Systeme tragen. Folgerichtig konnten und können nur große Konzerne die hohen Beschaffungs- und Implementierungskosten sich leisten.
Die Implementierung dieser ERP-Lösungen ist aus mindestens drei Gründen kritisch:
- Die Definition der Schemen; d.h. das Customizing bzw. die Parametrierung des Systems ist kompliziert, weil nicht nur die Angaben zu einem Objekt selbst sehr genau zu definieren sind, sondern auch alle anderen verbunden Objekte. Die Komplexität erhöht sich exponentiell zu Anzahl der Objekte und deren Parameter.
- Die Datenmigration, die Datenpflege und mögliche Prozessänderungen sind kompliziert.
- Die „Fehlertoleranz“ dieser ERP-Gruppe ist sehr gering bis gar nicht vorhanden.
Historisch bedingt sind solche Systeme für große bis sehr große Kunden mit festen Geschäftsprozessen und großen IT-Abteilungen geeignet. Einmal implementiert, sollte der Kunde mindestens 20 Jahre mit dem System arbeiten, sodass die lange Projektdauer und die hohen Implementierungs- und Betriebskosten amortisiert sind.
Produkte dieses Typs fallen optisch durch voll ausgestopfte Masken und technisch durch starre Menüführung auf.
Leider werden diese Systeme nach wie vor am Markt angeboten; kosmetische Korrekturen und angeblich neue Oberflächen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kern immer der gleiche ist wie seit Mitte 1970er.
Auf Branchen ausgerichtete Lösungen
Die zweite Gruppe der ERP-Systeme besteht aus so genannten Nischen-Produkten. Die Systeme sind meist klein und starr mit fest programmierten Workflows. Diese ERP-Systeme sind für kleine Unternehmen in Nischenbranchen ausgelegt und für diese gut geeignet.
Niemals aber sind sie flexibel konfigurierbar und änderungsfreundlich. Bei solchen ERP-Systemen wird der Begriff „Customizing“ gerne missbraucht und umfasst nur einfache Tabelleneinträge und Systemanpassung durch Programmierung. Generische und durch berechtigte Benutzer konfigurierbare Workflows z.B. sind in solchen Systemen nicht vorhanden. Änderungen bedürfen meist der Programmierung durch den Hersteller.
Produkte dieser Klasse zeichnen sich aus durch ihre hohe Eignung für eine bestimmte Branche, wie z.B. die Branchenlösungen für Druckereien, Verlage oder Gießereien. In den meisten Fällen lässt der Integrationsgrad solcher Systeme viel zu wünschen übrig, denn in der Regel decken diese ERP-System nur die wichtigsten und sehr speziellen Wertschöpfungsprozesse in der Logistik ab – und haben z.B. keine Module für Finanz- und Anlagenbuchhaltung.
Durch Zufallserfolge konnten sich einige Anbieter aus dieser Gruppe in benachbarte Branchen ausdehnen und behaupten nun, dass sie ihr System für mehrere Branchen „customizen“ können. Hier ist erhöhte Vorsicht geboten, weil mit „customizen“ fast immer „Programmierung“ gemeint ist.
Offene und skalierbare ERP-Systeme
Die dritte Gruppe ist die Heimat der intelligenten ERP-Lösungen und hat nur wenige Mitglieder. ERP-Systeme dieser Gruppe weisen sich optisch durch aufgeräumte, ansprechende und intuitiv lernbare Oberflächen aus.
Unter „Customizing“ versteht man in dieser Gruppe die logische System-Parametrierung ohne Programmierung. Die Datenpflege und der laufende Betrieb beanspruchen die Benutzer und die System-Administration nicht über Gebühr und das System bleibt das, wofür es gedacht ist: eine Lösung und nicht ein Teil des Problems!
Produkte dieser Klasse zeichnen sich aus durch Benutzerfreundlichkeit, leichte Parametrierung, hohe Flexibilität und Skalierbarkeit. Sie decken alle Prozesse eines Unternehmens durch eine integrierte Lösung ab und können mit geringem Aufwand für neue oder geänderte Anforderungen konfiguriert werden. Sie sind für viele Branchen mit hohen funktionalen Ansprüchen sowie für Unternehmen ab eine gewisse Größe (nach oben unbegrenzt) geeignet.
Fazit:
Unternehmen, deren Prozesse und Arbeits-Workflows von keiner speziellen Branchen-Lösung abgedeckt werden, sollten sich bei der ERP-Auswahl verstärkt in der Gruppe der intelligenten ERP-Systeme umschauen. Denn nur offene und skalierbare ERP-Lösungen garantieren Unternehmen die Flexibilität, Wandel und Veränderungen aus dem Geschäftsumfeld aufzunehmen und mitzugestalten.
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